Der Heinen-Verlag (Kölnische Rundschau) hat in Zusammenarbeit mit dem Medienhaus Aachen das Pilotprojekt zur Zustellung von Zeitungen per Drohne erfolgreich durchgeführt und somit einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Viele Nachrichtenkanäle haben über das Projekt berichtet, darunter auch Der Spiegel und WDR. Die Firma Aro Drone Services ist für den Betrieb der Drohnen verantwortlich und hat MOST Robotics als Partner für diese individuelle Drohnenlösung herangezogen.
Die erste Idee zur Zeitungszustellung mittels Drohne kam bereits vor fünf Jahren auf. Seitdem wurden Prototypen konzipiert, konstruiert und ein Patent angemeldet. „Es hat lange gedauert, ein passendes Flugsystem, sowie Partner zu finden und die Integration mit dem Zeitungsmagazin umzusetzen“, so Johannes Heinen, Geschäftsführer bei Aro Drone Services.
So funktioniert die Auslieferung per Drohne
Unter der Drohne befindet sich ein würfelförmiges Magazin mit 16 individuellen Fächern für eine oder mehrere Zeitungen. Die Drohne kann somit unterschiedliche Zeitungen für verschiedene Kunden in einem Flug ausliefern.
Die Magazine werden an zentralen Lagern befüllt und anschließend an den Drohnen montiert. Dabei befinden sich die Zeitungen in biologisch abbaubaren Tüten, um zu verhindern, dass die Zeitungen beim Abwurf beschädigt werden. Die Drohne fliegt automatisch eine vorprogrammierte Route und wirft die Zeitschriften an festgelegten Punkten ab. Währenddessen wird der gesamte Flug von Aro Drone Services am Leitstand überwacht. Nach dem Ausliefern fliegt die Drohne wieder eigenständig zurück zum Lager und kann dort für die nächste Auslieferung vorbereitet werden.
Herausforderungen des Projekts
Zum ersten Mal hat die Luftfahrtbehörde Drohnenflüge außerhalb des sichtbaren Bereichs (BVLOS), auch bei Nacht, sowie den Abwurf von Gegenständen nach neuem EU-Recht genehmigt. Demnach dürfen computergesteuerte Drohnen von Aro Drone Services mit einem maximalen Gewicht von 25 kg Gegenstände über bewohntem Gebiet abwerfen. Der Beantragungsprozess war sehr aufwändig und ein wesentlicher Bestandteil für den Erfolg des Projekts.
Als Flugsystem hat man sich für die NOA der Firma Acecore Technologies entschieden. Bereits 2018 hatte man in Erwägung gezogen, Drohnen von Acecore zu verwenden. “Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch keine passende Plattform mit genügend Traglast, als auch keinen Partner, der eine individuelle Lösung nach Kundenvorgaben für uns hätte produzieren können”, so Heinen.
Als offizieller Acecore Technologies Partner hat MOST Robotics die Plattform nach Vorgaben von Aro Drone Services modifiziert. Dabei wurden die eigenentwickelte LTE-Lösung integriert sowie die Schnittstelle zum Magazin hergestellt.
Eine vielversprechende Zukunftstechnologie mit Hürden auf dem Weg zur Marktreife
In einem ersten Testlauf wurden die täglich erscheinenden Zeitungen des Aachener Verlags mit der Drohne zu ausgewählten Abonnenten bei Jülich ausgeliefert. Die ausgewählten Abonnenten erhalten die Zeitung heute schon nur noch per Post, sodass eine Umstellung auf Drohnenbelieferung wieder eine frühere Zustellung ermöglichen würde. Die Ergebnisse des Pilotprojekts übertrafen alle Erwartungen. Sowohl die Abonnenten als auch der Verlag und Aro Drone Services waren vom Erfolg überzeugt und sehen nun großes Potenzial in dem Einsatz von Drohnentechnologie im Zustellservice. Durch die Effizienzsteigerung kann die Liefergeschwindigkeit deutlich verbessert werden, sodass Kunden rascher beliefert werden können.
Die Zeitungslieferung per Drohne könnte für ländliche Gebiete mit vereinzelten Gebäuden interessant sein, wo die Zustellung aufgrund der Entfernung sehr teuer wäre oder sich keine Zeitungsboten finden. In Deutschland gehen schon seit Jahren die Auflagen der gedruckten Zeitungen zurück. Zugleich klagen Verlage über gestiegene Zustellkosten, auch wegen des ansteigenden Mindestlohns.
Darüber hinaus bietet diese Technologie auch eine Vielzahl an neuen Anwendungsmöglichkeiten in anderen Branchen, wie beispielsweise im Gesundheitswesen und in der Logistik.
Wahrscheinlich wird es noch einige Jahre dauern, bis Zeitungsdrohnen in den regulären Betrieb gehen und bei Ihnen Zuhause die Zeitungen liefern. Bislang sei das Genehmigungsverfahren für die Überflugrechte sehr aufwändig. Um die Zustellung per Drohne rentabel zu gestalten, müssten diese noch mehr Lasten tragen und tagsüber – wenn die Zeitungen ausgeliefert sind – für andere Transporte eingesetzt werden können.